Am 30. Juni fand die Berner Klimadebatte zum Thema Mobilität statt. Mit dabei war auch der JungVCS – und forderte mehr Mut von der Wirtschaft und der Politik, um die dringend nötige Verkehrswende voranzutreiben.
Eine klimaschonende und zukunftsfähige Mobilität schaffen – aber wie? Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft diskutierten gemeinsam mit dem Publikum – über Elektromobilität, staatliche Regulierung versus Eigenverantwortung und Visionen für die Mobilität im Jahr 2050. Mit auf dem Podium stand Jelena Filipovic, Mitbegründerin des JungVCS. Sie nutzte die Chance, um die gemeinsam erarbeiteten Forderungen des JungVCS in die Diskussion einzubringen.
Wie beginnen?
Bereits heute entscheiden sich zahlreiche Menschen in der Schweiz bewusst für ein Leben ohne Auto. Wie schaffen wir es als Gesellschaft, die Rahmenbedingungen so zu setzen, dass ein solches Leben für alle im Land möglich ist? Was wir jetzt brauchen, ist ein politischer Wille und die Erkenntnis der Wirtschaft, die Verkehrswende als Chance zu nutzen.
Der JungVCS will ein Land der kurzen Wege, das Ende der fossilen Energieträger und eine Verkehrs- und Raumplanung, welche die Bedürfnisse aller Menschen berücksichtigt. Aktuell werden in der nationalen Verkehrspolitik die Bedürfnisse von Autofahrerinnen und Autofahrern, welche zu Stosszeiten unterwegs sind, über die Klimaziele und Bedürfnisse der jüngeren Generationen gesetzt.
Den individuellen Mobilitätsanspruch wie bisher zu fördern, ist für die Zukunft keine Option. Unser Mobilitätsverhalten muss sich ändern. Andreas Burgener, Direktor von Auto Schweiz, sah das anders: Der Mensch wolle motorisierten Individualverkehr, der Mensch wolle mobil sein! Heisst mobil sein also, ein Auto zu besitzen? So erreichen wir den Ausstieg aus den fossilen Energieträgern nie. Das schätzte auch ein Elektroingenieur aus dem Publikum so ein: «Wir müssen Energiequellen nicht nur ersetzen, sondern den Verbrauch reduzieren! Schnell und sofort.»
Elektromobilität?
Auf europäischer Ebene sollen Neuzulassungen von Verbrennungsmotoren ab dem Jahr 2035 verboten werden. Statt eine Vorreiterrolle einzunehmen, schläft die Schweizer Politik und wartet die europäischen Entscheide ab. Um die Klimaziele zu erreichen, sollten per sofort keine Autos mehr mit Verbrennungsmotoren in Verkehr gebracht werden. Wenig überraschend war damit die Diskussion zum Thema Elektromobilität eröffnet. Um den Strassenverkehr in der Schweiz zu elektrifizieren, würden 14 Terawattstunden Strom benötigt, so Peter Affolter, Professor für Automobiltechnik an der Berner Fachhochschule. Das sei grundsätzlich machbar. Dennoch ist für den JungVCS klar: Nur auf Elektromobilität zu setzen, ist keine Lösung.
Eigenverantwortung?
Die autofreundliche Wirtschaft setzt in der Diskussion auf Eigenverantwortung und fordert technische Lösungen. Dass weder technische Lösungen, die es ja bereits gibt, noch Anreize durch Preise funktionieren, wird aktuell bei den rekordhohen Benzinpreisen deutlich – in der Schweiz wird getankt wie eh und je.
Der JungVCS setzt hingegen auf eine grösstenteils staatliche Regulierung. Es braucht einen politischen Entscheid, um fossile Energieträger zu verbieten und eine Planungssicherheit für die Bevölkerung und die Wirtschaft zu schaffen. Auf dieser Basis müssen Rahmenbedingungen geschaffen werden, die es der Gesellschaft ermöglichen, sich klimaschonend fortzubewegen; ohne die vermeintliche Verantwortung auf das Individuum abzuwälzen.
Am Ende der Debatte scheint eine gemeinsame Lösung oder zumindest ein gemeinsames Krisen- und Problemverständnis weit entfernt. Für den JungVCS ist klar: Das ist kein Grund aufzugeben. Veränderungen sind nur mit dem Druck der Zivilbevölkerung auf die Politik und die Wirtschaft möglich. Wir bleiben dran, wir werden laut – für eine klimaschonende Mobilität der Zukunft!