Im Flugtaxi Richtung Diktatur?

Die grossen Tech-Unternehmen bestimmen unser Leben: in der Arbeitswelt oder auf dem Smartphone. Auch punkto Verkehr könnten technische Errungenschaften unser Leben scheinbar angenehmer machen. Demokratie und Gleichstellung dürfen aber nicht auf der Strecke bleiben.

Bei der Amtseinführung von Donald Trump sassen sie alle klatschend in der ersten Reihe, die Chefs der grossen amerikanischen Tech-Konzerne: Multimilliardäre, Quasi-Monopolisten und seit neustem anscheinend auch die grössten Fans faschistischer Allmachtsfantasien. Einige wohl eher aus Opportunismus, andere aus einer offenbar tiefen antidemokratischen Überzeugung heraus. Anfreunden können sie sich aber alle mit einer Welt, in der «starke» Männer rücksichtlose Entscheidungen treffen, nicht-weisse, weiblich gelesene sowie queere Menschen marginalisiert werden und Superreiche walten können, wie sie wollen. Dass diese Entwicklung, wie so vieles, was man aktuell aus der amerikanischen Politik hört, sehr besorgniserregend ist, scheint vielen klar. Aber wieso schreiben wir vom jungVCS nun an dieser Stelle über Big Tech? Das hat doch alles gar nichts mit Verkehr zu tun?

Tech-Konzerne prägen unser Leben

Tatsächlich scheint der Einfluss dieser Konzerne auf unsere Mobilität bisher überschaubar. Eine Ausnahme bildet höchstens der Tesla, welcher aber in Folge der jüngsten Auftritte von Elon Musk vom visionären und angeblich ökologischen Zukunftsfahrzeug für viele zum peinlichen Fehlkauf verkommen ist. Der Konzern hat in Europa mit sinkenden Absatzzahlen zu kämpfen. Die Dominanz der amerikanischen Tech-Konzerne in den Bereichen der Software-Anwendungen in unserem täglichen Leben, den sozialen Netzwerken und nun bei der Künstlichen Intelligenz ist erdrückend. Wir müssen uns fragen, ob wir nicht auch im Bereich der Mobilität demnächst mit «revolutionären Lösungen» von ebendiesen Akteuren konfrontiert sein werden. In den vielen Bereichen wirken diese Unternehmen aktuell scheinbar alternativlos. In Anbetracht der aktuellen Entwicklungen müssen wir uns langsam, aber sicher die Frage stellen, wie lange wir uns als Gesellschaft diese Haltung noch leisten können, wollen wir Demokratie und Gleichstellung schützen.

Träumereien oder Zukunft?

Der jungVCS ist sicher nicht dafür bekannt, technischen Träumereien hinterherzuhängen, welche die Klimakrise in Nullkommanichts verhindern werden und unser Leben dabei noch viel besser machen. Wollen unsere Generation und alle folgenden Generationen ihr Leben noch auf einem lebenswerten Planeten verbringen, brauchen wir schnelle und verbindliche Massnahmen. Viele Lösungen sind schon auf dem Tisch und warten nur auf den nötigen politischen Willen, sie umzusetzen. Einerseits wirken viele scheinbaren technischen Mobilitätsrevolutionen der Zukunft, wie selbstfahrende Taxis in amerikanischen Grossstädten oder Flugtaxis – eine seltsame Faszination –, aktuell mehr wie technische Spielereien. Andererseits hat uns das plötzliche Auftauchen von ChatGPT, des auf künstlicher Intelligenz basierenden Sprachmodells des amerikanischen Unternehmens OpenAI, gezeigt, dass sich der Rahmen des Machbaren praktisch über Nacht verschieben kann. Technische Errungenschaften, welche die Mobilität effizienter und zugänglicher machen, werden zweifelsfrei Teil der Verkehrswende sein müssen. Die Frage ist nur, woher diese Lösungen kommen. Wer kontrolliert sie? Und welche politischen Ideen fördern wir durch deren Nutzung?

Lösungen müssen Demokratie stärken

Auch weil wir heute bereits in anderen Bereichen stark abhängig von einzelnen Firmen und damit auch von wenigen mächtigen Superreichen sind, müssen wir diese Debatte jetzt führen. Unser grösster Feind dabei ist die Bequemlichkeit. Wieso seinen alten «Twitter»-Account löschen, wenn man doch dort sein ganzes Netzwerk hat? Diese Bequemlichkeit wird auch im Bereich der Mobilität Einzug halten, wenn man z. B. sein Auto plötzlich nicht mehr selbst steuern muss. Auch wenn uns Technologie im Kampf gegen die Klimakrise und unser heute sehr ineffizientes Verkehrssystem helfen kann, muss diese auch ein besseres Leben für alle Menschen unserer Gesellschaft im Sinn haben. Big Tech hat dies mit Sicherheit nicht.

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